13. Oktober 2012

Reisen verändert

Heute möchte ich euch Bloglesern mal nicht von den offensichtlichen Reiserlebnissen berichten, sondern von dem was man nicht sieht: Die Veränderung im Inneren eines Reisenden.
Wer reist, verändert sich. Alle Eindrücke die auf so einer Reise auf einen einprasseln haben einen Effekt. Oft sind es Kleinigkeiten die man sieht und sich denkt: Warum mache/n ich/wir das nicht so? Aber auch: Wie gut, dass das bei uns anders läuft!


Ein Beispiel ist Gelassenheit. Wer in Südostasien unterwegs ist braucht vor allem eins: Geduld! In der hektischen Welt, in der wir in unserem erste Welt Land leben, ist Zeit=Geld. Wir haben ständig das Gefühl keine Zeit zu haben, der Tag ist zu kurz, wir sind gestresst. Im Extrem-Fall führt das dann zu körperlichen Beschwerden oder Burn-Out. Ein Phänomen, das es in Südostasien nicht zu geben scheint. Die Menschen sind entspannter. Sie lassen sich nicht stressen, auch nicht vom zappelnden Touri der jetzt aber bitte endlich sein Essen haben will. Auch nicht vom plötzlich einsetzenden Regen lassen sie sich die Laune verderben, den ändern können sie das Wetter sowieso nicht, also wird der Souvenirstand mal kurz mit Plane abgedeckt und weiter gehts. Am Anfang einer Reise ist es als hektischer Deutscher schwierig mit dieser Gelassenheit umzugehen. Wir sind nicht geduldig genug. Doch nach einiger Zeit adaptiert man diese Eigenschaft und keine Wartezeit der Welt kann einen noch aus der Ruhe bringen. Vielleicht schaffen diese Menschen in einem Tag nicht so viel wie wir, sind dafür aber viel ausgeglichener und somit auf Dauer produktiver!

Ein weiteres Beispiel ist die Freundlichkeit. Wenn man in Deutschland an der Kasse mit einem freundlichen Lächeln begrüßt wird, ist man fast schon iritiert. Auch lächelnd durch die Straßen laufen ist bei uns nicht normal. Wir leben in einer Ellbogengesellschaft, in der jeder für sich kämpft. Freundlichkeit und Herzlichkeit bleiben dabei oft auf der Strecke. Kein Wunder wenn man auf sein Lächeln fast nie eins zurückbekommt. Ich hoffe, das bald mehr Menschen ein Lächeln in den Wald rufen, den irgendwann schallt es auch zurück.

Was in vielen Ländern allerdings fehlt ist Effizienz. Sowohl Arbeitskraft, Zeit also auch Ressourcen werden verschwendet als wenn es im Überfluss vorhanden wäre. Der Abfall wird auf die Straße geschmissen, von Mülltrennung hat hier noch keiner was gehört. Klimaanlagen laufen 24/7 bei offener Tür und die Ladenmitarbeiter ziehen sich warm an um keine Erkältung zu bekommen. Leuchtreklamen jagen 10000 Watt pro Stunde durch. Egal, Hauptsache auffallen (Wobei der Effekt bei drölfzig Leuchtreklamen pro Meter Fussweg auch eher gering ist). Wasser und Strom werden verschwendet und die Umwelt zugemüllt, da bin ich wieder froh, dass wir in Deutschland aufgeklärter und verantwortungsbewusster sind.

Was mir allerdings in den meisten Ländern Asiens besser gefällt als bei uns: Es gibt weniger Regeln. In Deutschland gibt es für alles und nichts Vorschriften, Regeln, Guidelines, Gesetze und Schilder. Tu dies nicht, Tu das nicht, laufe hier lang. Uns wird das denken abgenommen. Eine gefährliche Klippe in Deutschland ist abgesperrt, in Asien steht (wenn überhaupt) ein Warnschild. Die Entscheidung wird dem Individuum überlassen. Wer zu nah ran geht, runterfällt und stirbt ist selber Schuld. In meinen Augen: Evolution, die Dummen sterben zuerst.
Warum werden wir in Deutschland so vor uns selbst beschützt? Warum wird uns das Denken abgenommen? Halten unsere Regierungsmitglieder uns für nicht fähig unsere eigenen Entscheidungen zu treffen? Wird dadurch nicht auch genau diese Fähigkeit verkrüpelt?
Ich bin dafür, dass wir wieder mehr hinterfragen sollten und dann, basierend auf unserer persönlichen Einschätzung, unsere eigene Entscheidung treffen sollten.

Think outside the box, set your own limits!

Ciao

Stan

3 Kommentare:

  1. wenn Du Dir diese Gedanken ein Leben lang vor den Augen halten kannst hat Deine Reise einen Riesenerfolg gehabt. Wir Europäer muessen uns mehr Gelassenheit antuen. In Schweden haben wir noch ein wenig davon, aber wie lange noch? Mehr Eigenverantwortung wäre schön, aber viele haben es schon verlernt. Vorgegebene Richtungen sind einfacher zu folgen. Back to the Roots.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich denke es ist schwer, seine Gelassenheit bei so viel Hektik um einen herum beizubehalten, aber ich werd mir Mühe geben. Bin ja eh eher der entspannte Typ ;-)
      Das mit mehr Eigenverantwortung ist bei so vielen Regeln in Deutschland auch nicht easy, aber manchmal muss man gewisse Hinweisschilder einfach mal übersehen oder über Absperrungen hinwegklettern ;-)

      Löschen